Trauer um Wilhelm Stoffel

Das Zentrum für Biochemie trauert um Herrn Prof. Dr. Dr. Dres. h.c. Wilhelm Stoffel, der am 24. Juni 2025 verstorben ist.
Wilhelm Stoffel wurde am 30. April 1928 in Köln geboren und besuchte das Apostelgymnasium. Im Jahr 1947 begann er sein Medizinstudium an der Universität zu Köln, das er 1952 mit einer Dissertation abschloss. Seiner Begeisterung für das molekulare Verständnis der Physiologie des Menschen folgend studierte er anschließend Chemie an der Universität Bonn und promovierte 1959 in Köln zum Dr. rer. nat.
Während seiner Studienzeit war er auch im Leistungssport aktiv. Der Höhepunkt seiner sportlichen Karriere war 1956 der Gewinn der deutschen Meisterschaft im Feldhandball mit Bayer 04 Leverkusen (siehe Bild unten, im dunklen Torwarttrikot). In späteren Jahren Jahren war er ein begeister Ski- und Radfahrer.
Schon als Student und junger Wissenschaftler arbeitete er an Forschungseinrichtungen im Ausland, darunter die Universität Uppsala, das Karolinska Institutet, Stockholm, die Rockefeller University, New York, sowie die ETH Zürich. Wir erinnern uns gerne an seine Erzählungen über die bereichernden Erfahrungen während der Auslandsaufenthalte.
1960 kehrte Wilhelm Stoffel an das Institut für Physiologische Chemie der Universität zu Köln zurück, das damals von Ernst Klenk geleitet wurde. Dort habilitierte er sich 1962. 1967 wurde er zum Ordinarius für Biochemie an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln berufen, ein Amt, das er bis 1995 innehatte.
Während dieser Zeit erforschte er mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Stoffwechsel von Polyenfettsäuren, von komplexen Phospho- und Sphingolipiden, von Lipoproteinen in der Pathogenese der Arteriosklerose und neurodegenerativen Erkrankungen. Ein besonderer Schwerpunkt war die Biochemie, Molekular- und Zellbiologie von Membranproteinen und Lipiden, insbesondere deren Bedeutung für die Architektur der Markscheiden der Axone des zentralen Nervensystems. Eine direkte Umsetzung seiner Forschung in die Klinik gelang durch die Entwicklung der Plasmapherese zur Behandlung von Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie. Seine bahnbrechenden Erkenntnisse wurden in zahlreichen, oft hochzitierten wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht.
Darüber hinaus setzte sich Wilhelm Stoffel für die Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie für den Dialog zwischen Grundlagenforschung und klinischer Medizin ein. So gründete er 1981 mit Förderung der Fritz Thyssen Stiftung das erste biomedizinische Graduiertenkolleg Deutschlands. Diese Graduiertenkollege sind heute ein unverzichtbarer Bestandteil der deutschen Hochschullandschaft. Ebenso vorausschauend war im Jahr 1992 seine Initiative zur Gründung des ersten deutschen interdisziplinären Zentrums für klinische Forschung, des Zentrums für Molekulare Medizin Köln, dessen erster Sprecher er war. Diese Gründung prägte maßgeblich die rasante Entwicklung des biomedizinischen Campus der Universität zu Köln.
Die vielfältige und herausragende wissenschaftliche Leistung von Wilhelm Stoffel wurde durch eine Vielzahl von Ehrungen gewürdigt. Neben renommierten wissenschaftlichen Preisen wurde ihm in Hamburg und Köln die Ehrendoktorwürde verliehen. Außerdem wurde er in die European Molecular Biology Organisation (EMBO) und die nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina aufgenommen.
Für uns bleibt Wilhelm Stoffel – oder Willy Stoffel, wie ihn viele in der Wissenschaft und im Sport nannten – vor allem durch sein unermüdliches Engagement und seine ansteckende Begeisterung in Erinnerung. Noch bis vor wenigen Jahren arbeitete er täglich in seinem Emeritus-Labor und machte auch in dieser Zeit noch bedeutende Entdeckungen. Es war uns stets eine große Freude, ihn dort zu besuchen und mit ihm lange und tiefgründige Gespräche – weit über die Wissenschaft hinaus – zu führen.
Er war eine große Bereicherung für uns. Wir sind ihm sehr dankbar.